Ost und Süd Patagonien
Ankunft | 6.02.2020 |
Wechsel nach | Austral Patagonien |
Strecke km | 5556 Auto, davon 1138 Schotter und 49 zu Fuss |
Um den Sommer im Süden nicht zu «verpassen» fahre ich recht zügig auf der RN (Ruta National) dem Atlantik entlang herunter. Dort besuche ich als ersten PN (Parque National) die Halbinsel Valdez.
Auf dieser Halbinsel endet der schöne Strassenbelag und es gibt nur «Rippio» das bedeutet Naturstrasse mit Wellblech. Also Druck aus den Reifen ablassen und nur noch mit 2 bar fahren. Bevor ich jedoch ans Meer vorstosse, besichtige ich die lila Lagune. Dank den speziellen Algen in diesem flachen, stehenden Wasser, wird das Nass lila gefärbt. Speziell gut sieht man das von oben. Also Achtung fertig, Drohne, los :-). Und dann folgt die Küste. Da treffe ich auf Magellan Pinguine. Die Eltern haben hier ihren Nachwuchs ausgebrütet und sind noch am fertig grossziehen. Die sind sich die vielen menschlichen Bewunderer gewöhnt und lassen sich beinahe anfassen. Etwas weiter am Strand sehe ich viele Seelöwen. Während meinem Besuch beginnt grade die Ebbe. Das ist schade, denn bei Flut gäbe es manchmal Wale zu sehen, welche Seelöwen jagen und verspeisen!
Das nächste Naturspektakel ist der Besuch des Bosque Perificato. Also versteinerter Wald. Die riesigen Bäume, welche hier liegen, wuchsen ursprünglich in Afrika, als der Amerikanische Kontinent noch nicht abgetrennt war. Die Bäume sind immens gross. So um die 80m lang.
Darauf folgt der PN Monte Leon. Hier brandet der Atlantik mit grosser Wucht an die Sandsteinfelsen. Auf einer vorgelagerten Insel lebt eine Kolonie von Kormoranen. Auch hier kommt natürlich die Drohne zum Einsatz.
Nun muss ich wieder einmal eine Grenze überqueren. Diesmal von Argentinien nach Chile. Nach dieser Grenze erlebe ich nun erst mal richtig den berühmt berüchtigten Wind. Bisher waren die Winde so bis 60km/h. Aber nun fegen Böen mit geschätzten 80 bis 100km/h herum. Mein guter Bus wiegt regelrecht im Wind. Aber das Dachzelt hält den zerrenden Kräften stand. Schon am nächsten Tag erreiche ich wieder Argentinien. In der Grenzstation lerne ich Wolfgang (80) und Doris (78) kennen. Sie sind mit ihrem Camper mit St. Galler Nummern unterwegs. Ein Iveco Turbo Daily 4x4 mit selber gebauter Wohnkabine. Am Abend fahren wir dann gemeinsam auf einen wunderschönen Camping am Lago Fagnano. Tags darauf reise ich dann nach Ushuaia, der südlichsten Stadt von Südamerika. Die Stadt ist überhaupt nicht schön. Das Beste sind die Läden mit Völkl Ski. Ich fahre also weiter in den NP de Fuego. Dort gibt es einen wunderschönen, südlichsten Campingplatz. Am nächsten Morgen ist es dann soweit: ich erreiche das Ende der Panamericana. Eine einfache Holztafel zeigt die Distanz: Alaska 17’848km. Das alles und noch ein bisschen mehr, habe ich mit meinem Bus gefahren.
Nach diesem kleinen Ereignis fahre ich zu Wolfgang und Doris zurück. Sie warten nämlich in dem süssen Camping um dann, Ende der Woche, mit ihrer Tochter per Schiff in die Antarktis zu fahren. Ich habe noch 800gr Fonduemischung vom Migros dabei. Genau richtig für drei Personen. In Ihrem Camper, auf einem Gasrechaud, jedoch alle mit Fonduegabeln, kredenzen wir das Schweizer Käsemenue. Dann plötzlich erzittert die Erde. Ein Lastwagen mit Otto aus Bern kreuzt auf. Ein Merzedes Actros, drei Achsen, Militärversion. Für das absolute Überleben gebaut. Alle Systeme (ausser Dieselmotor und Anlasser), sind doppelt vorhanden. Das Leben findet in einem umgebauten Hochseecontainer statt. Voll wie zu Hause. Elektroküche, Backofen, Mikrowelle, Bad, Licht, 4 Funksysteme, automatische Luftpumpe für die Reifen, zwei Ersatzräder und natürlich noch ein Quad, welcher per Lift aus seiner hochliegenden Garage heruntergefahren werden kann. Soweit ich weiss, fehlt da nur die Geschirrwaschmaschine. Das geht ja nun wirklich prima von Hand.
Noch voll mit den Gedanken von den Erlebnissen, fahre ich auf die Grenze, wieder nach Chile, zu. Ich weiss, dass man strikte keine Früchte mitnehmen darf. Also habe ich mich entsprechend eingestellt. Eine sehr charmante Zöllnerin kontrollierte dann meinen Kühlschrank. Aber nicht wie Patrizia Boser, nein als Profi in Sachen Frischprodukte. So fand sie vier rohe Eier, Salat, etwas Trockenfleisch und zwei Erdbeeren. Das alles wurde konfisziert, mit Entgiftungsmittel behandelt und in einem biodichten Giftcontainer entsorgt.
Draussen bläst der Wind inzwischen mit ca. 100km/h. Zum Glück finde ich einen kleinen Platz mit alten Bäumen, welche die groben Böen etwas zu bremsen vermögen. Am nächsten Tag geht es dann bei diesem Orkan über die Magellanstrasse mit dem Fährschiff. Unglaublich langsam, aber stetig, kämpft sich das Boot gegen den Sturm. Solche Wetter kenne ich sonst nur aus Filmen und Romanen. Auch in Chile steuere ich den südlichsten Punkt des Strassennetzes an. Man glaubt es kaum, aber kurz vor dem Ende der Strasse, befindet sich der geografische Mittelpunkt von Chile! Dies deshalb, weil das Land bis an den Südpol reicht.
Ab nun geht meine Fahrt nordwärts. Es warten viele schöne Nationalparks. Als Ersten in Chile der PN Torres del Paine. Ich beginne mit einer Wanderung auf eine Insel mit Aussichtspunkt auf den Gletscher Gray. Auf dem Weg dahin, komme ich an abgebrochenen Eisbergen mit skurrilen Formen vorbei. Dann folgt eine Natur Strasse durch die erhabene Granit-Bergwelt. Es erinnert stark an unsere Alpen. Nur hier einfach auf 100 bis 1500m über Meer.
Jetzt kommt bereits wieder ein Grenzübertritt, diesmal nach Argentinien. Dummerweise sind vor mir etwa 3 Reisebusse mit ca. 120 Touristen und am Zoll haben sie einen Stromausfall. Das bedeutet, kein Internet, also warten. Es dauert dann ca. 1 Stunde im Sturm draussen, dann nochmals eine Stunde im Häuschen drin. Im Gebäude hört man dann auch was gesprochen wird: Hochdeutsch. Genauso wie beim Cabaret Rotstift am Skilift. Scheiss Organisation, viel zu langsam, in Germany gehe das Ruck Zuck Zak Zak. Ich sage kein einziges Wort. Eine junge Zöllnerin fragt mich, ob ich alleine reise. -Si- also darf ich neben der Kolonne vorbei in eine Einzelabfertigung :-). Die Papiere für das Auto sind nach 5 weiteren Minuten erledigt, weil der Computer jetzt wieder läuft.
Der nächste NP heisst Los Glaciares. Hier führt ein Wanderweg auf einen Felsen, direkt neben dem abbrechenden Gletscher. Unwahrscheinlich beeindruckend! Die Gletscher-Abbruch-Wand ist über dem Wasser 50 bis 70m hoch. Dreimal erlebe ich, wie eine Frontpartie abbricht und ins Wasser donnert. Jedes Mal kam ich leider mit der Kamera zu spät um das zu filmen. Im dazugehörenden Touristen Ort, El Calafate, entdecke ich dann in einem Restaurant einen In Haus Grill. Da werden gleichzeitig drei ganze Seiten von Rindern gegrillt.
Der nächste Höhepunkt ist der Besuch vom Fitz Roy. Markant spitzig sticht der Berg aus dem Eis. Seine Flanken sind so steil, dass da kein Schnee haften bleibt. Ich habe Glück und das Wetter schenkt mir sogar einen klaren, sonnigen Blick auf diese schöne Szenerie.
Und weiter geht es zum PN Francesco P. Moreno. Dieser Park ist ein Geheimtipp, beziehungsweise kaum besucht. Man muss sich den Park über eine 100km lange Rippio Piste «verdienen». Aber es ist da so etwas von wunderschön! Die Berge sind teilweise farbig und/oder vergletschert. Die Seen sind gefüllt mit Gletschermilch. Das gibt ein spezielles Hellblau. Je nach «Milchmenge» heller oder dunkler blau. Nach zwei Tagen fahre ich eine Nebenstrecke mit ganz grobem Schotter. Bei Tempo 30 bewundere ich die farbigen Berge und übersehe einen kopfgrossen Stein. Es rumpelt fürchterlich. Bei der Kontrolle höre ich, wie die Luft aus dem vorderen, rechten Reifen entweicht. Ich fahre noch etwa 500m aus dem groben Schotter heraus zum Camping. Das war leider zu viel für den guten Reifen. Ergebnis Totalschaden, Reifenpanne Nr. 11. Tags darauf fahre ich 200km bis in den nächsten, grossen Ort zurück um hoffentlich einen neuen Reifen zu finden. Ich habe teures Glück. Es gibt einen neuen, etwas grösseren Reifen, Wechselkurs USD zu CLP 55 nicht wie sonst 60. Also bezahle ich 450 Dollar.
Eine Rangerin erklärt mir den Begriff Austral Patagonien. Da fahre ich jetzt als nächstes hin.