Wilder Westen
Ankunft | 24.01.2019 |
Wechsel nach Californien | 13.02.2019 |
Strecke km | 4850 Auto, davon 16 Schotter und 33 zu Fuss |
Während dem ausgiebigen Aufenthalt in der Heimat, hatte ich viel Zeit, mich mit den bekannten, ungelösten Problemen zu befassen. So zum Beispiel: Shutdown wie reagieren die US Grenzbeamten? 12 Volt Batterien wechseln am Bus, klappt die Lieferung passt alles? Was ist mit dem herunterhängenden Blech unter dem Auto? Wie überlebe ich die Kälte? Darf ich die Drohne ins Flugzeug mitnehmen? Gibt es noch weitere technische Probleme? Wie komme ich mit den Banditen, Guerillas, korrupten Beamten in Zentralamerika klar? Das alles hat mich schon gestresst.
Der Start am Flughafen Zürich erweiterte die Sorgenliste. Die Amerikanische Fluggesellschaft Delta liess mich erst auf den Flieger, als ich ein Weiterreiseticket gekauft hatte. Dann war es -2°, also mussten alle Flieger enteist werden. Das gab schon mal eine Verspätung von 1.5 Std. Klappt der Anschlussflug nach Austin? Weil viele US Grenzbeamte wegen dem Shutdown auf krank machen, sind stundenlange Wartekolonnen im JFK Emigration zu erwarten..
Der Flug klappte prima, es gab keine Kolonne bei der Einreise, der Zoll war freundlich und fix. Sogar den Anschlussflug habe ich erwischt! So traf ich meinen Gastgeber Heiri prompt um 23:30 Ortszeit in Austin am Flughafen. Er hat mich nämlich dort abgeholt. Nach langen 24 Std seit meiner Tagwache um 07:00 in Kloten, sank ich todmüde ins Gästebett. Man merke: bereits viele Probleme haben sich in Luft aufgelöst.
Dank der grossartigen Gastfreundschaft bei Heidi und Heiri in Austin, konnte ich die nächsten Aufgaben anpacken: 12V Batterien wechseln, easy, hat alles gepasst. Neues Problem: die Standheizung geht nicht. Dank den technischen Unterlagen von Scania Kloten, konnte ich die Störung am Campingcomputer im Bus quittieren, Heizung geht wieder! Das lose Blech unter dem Auto haben die Texaner VW Leute GRATIS repariert und grad noch einen Check vom Bus «for free» gemacht.
Dann endlich, nach 5 Nächten bei Heidi und Heiri, ging das Reisen wieder los! Ich verfolge meine Idee, möglichst viele der wunderschönen Parks zu besuchen. Der erste Höhepunkt bescherte der Big Bend Nationalpark mit dem Chisos Bassin und dem Rio Grande mit rot leuchtenden Felsen bei Sonnen Auf- und Untergängen. Dies erst noch bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen bis 26°C.
Aber dann kam die Kältewelle vom Nordpol mit Temperaturen bis – 11°C. Angefangen hat es mit dem echten Schweizer Fondue (welches Nota bene beim Zoll problemlos durchkam) aus dem echten Schweizer Caquelon auf dem echten Schweizer Rechaud :-).
Die Heizung kam zum Härtetest: Hält sie eine ganze Nacht durch? Also 14 Std Dauerlauf mit durchschnittlich 1.5 Ampère Strom, also 14 x 1.5 = 21 Ampèrestunden. Das natürlich nebst dem übrigen Stromverbrauch von Kühlschrank, Wasserpumpe, Licht, Computer aufladen usw. Ja es hat geklappt, schon wieder ein Problem in Luft aufgelöst.
Also nach der kalten Nacht bin ich endgültig wieder im Reisemodus angekommen und freue mich auf jeden weiteren Nationalpark!
Mein Weg zu den Parks führt mich quer durch die Berge. Zuerst besuche ich verlassene und verfallene Indianer Pueblos. Das waren kleine Behausungen aus Stein. So ein Dorf
bot bis zu 400 Menschen Platz. Sie lebten über hunderte von Jahren friedlich so. Dann kamen die spanischen Mönche. Die wussten alles besser und verlangten von den Indianern, dass sie Kirchen zu bauen hätten. Es ist kaum zu glauben, aber diese Priester haben es geschafft, dass die Frauen und Kinder riesige Kirchen und Klosteranlagen bauten! Vor 600 Jahren verliessen die Menschen die Siedlungen. Man vermutet, dass es während drei Jahren eine grosse Dürre gab. Das fehlende Wasser zwang die Menschen, neue Plätze zu suchen.
Dort wo die Berge steil und schroff sind, haben die Indianer ihre Wohnungen hoch oben, in grossen, offenen Felshöhlen gebaut. Aus diesen Dwellings gingen sie nicht freiwillig weg. Die Armee hat sie mit Feuerwaffen besiegt, unterjocht und verjagt.
Auf der Landkarte waren «Scenic Drives» eingezeichnet. Logisch, dass ich diese Strassen geniessen wollte. Aber diese Strassen wurden schmal und hatten engen Kurven. Auf dem Navi stand plötzlich 9253 Fuss Höhe über Meer. Das sind umgerechnet 2'800m! Kein Wunder, dass dort auch Schnee lag. Die Berge hiessen übrigens, nicht überraschend, «White Mountains».
Wieder in tieferen Lagen, bei einer Stadt mit Tagebau Kupfermine, gehe ich im Mittag zu Joe’s Ribs. Ich schwatze mit der Serviertochter und erzähle ihr von meiner Idee, einen Tag jünger zu werden. Nach einem Weilchen besucht mich dann Joe. Er ist der Wirt, gross, schwarz mit lebendigen, freundlichen Augen. Er will in seinem Lokal Live Musik etablieren. Es sei schwer, junge Leute hier zum Musizieren zu bringen. Eigentlich hätten sie andere Interessen. Aber Poetry Slam sei sehr gefragt. Dann will er mir Musik auf seinem Synthesizer spielen. Man muss noch sehen, ich bin der einige Gast im Lokal. Ich hole noch schnell die Kamera und geniesse seinen erdigen Blues.