Chile - Bolivien

  • Tupica Töff z Dritt

    Ich blibe hüt in Tupica. Bim Rotliecht wartet de Töff mit Fahrer, Hundeli und Fründin

  • Salar de Uyuni Sonnenaufgang mit Mond

    Nach ere stille Nacht, gaht de Mond es paar Minute vor de Sunne uf und schänkt das Bild

  • Salar de Uyuni Torcas

    Uf em morgendliche Wäg dur d Salzwüeschti chumi a dene Wasserlöcher verbi

  • RN-11 Goldener Fluss

    Uf de Höhestrass nach Argentinie überqueri de goldig Fluss

  • Salar de Uyuni Salzformen

    S Salz bildet so Sächsegg. Mini Nacht wird idrücklich. Starchi Farbe, Sterne, 0°, still, mystisch

  • Salar Uyuni, Flaggen

    D Salar de Uyuni isch e Salzwüeschti. Nur 🇨🇭 fählt!

  • RN-5 Potosi - Uyuna

    Für mich zählt d Areis zu de Salar de Uyuni bereits als Höhepunkt 😄

  • Mine bei Potosi

    Potosi liegt uf 3800 bis 4200m und es hät e riesigi Mine

  • Ziege am Fels

    Am spektakulärschte hüt isch die Geiss wo uf em rote Fels umechlädered

  • RN-7

    In Bolivie bschränkt sich d Netzabdeckig uf d Städt. Susch gits nur Natur und Armuet

  • Fahrverbot in Bolivien

    Hüt wird in Bolivie au gwählt. Da gilt es strikts Fahrverbot! So blibi en Tag länger im Camping

  • Italienische Pizza in Bolivien

    Hüt fahri kein Meter, schwätze de ganz Tag mit dem Dütsche Paar und gnüsse de Znacht

  • Al mit Bomberos

    De Flughafediräkter hät mich zu de 50. Geburtstagsfir vom Flughafe iglade. Natürli au d Bomberos

  • Sajama Morgenessen

    Es isch -4° i de Nacht. Da gang ich is Hotel, Vollpension für Fr. 18.50 :-)

  • Kaktus auf 4300m

    Bolivie begrüesst mich mit ere riesige Hochwüeschti uf 4300m

  • Volcanos Pomerape y Parinacota

    Es gaht wieder i d Berge vo de Ande. S Vulkanpaar Pomerape und Parinacota

  • Arica Strandläufer

    Hüt erreich ich Chile in Arica. Ich gseh ein Läufer, ähnlich wie dihei

Ankunft 14.10.2019
Wechsel nach Argentinien
Strecke km  1908 Auto, davon 200 Schotter und 14 zu Fuss
   

 

Carlos, der Hotelier in Arequipa, hat mir geraten, nicht via Titicacasee und La Paz zu fahren. Im Moment seien dort Unruhen und die vielen finsteren Gesellen (meine nette Umschreibung von Gangstern) hätten leichtes Spiel. Ich nehme diese Warnung ernst und fahre also via Chile nach Bolivien.

 

Nach dem reibungslosen Grenzübertritt setze ich also meinen Fuss (und vier Räder) auf Chilenischen Boden. Ich bin baff, wie sauber und perfekt sich das Land präsentiert! Kaum Müll, Automobilisten welche die Verkehrsregeln einhalten, klare Zeichengebungen, tolle Einkaufsläden, gepflegte Fussgängerzonen, hübsche Restaurants, coole Cafés mit guter Musik und besten Leckereien, Bankomaten welche auf Anhieb funktionieren und das alles belebt mit zufriedenen, aufmerksamen, interessierten Einwohnern. So in etwa wie bei uns im Sommer.

 

Nach einer Nacht am Pazifik, geht es dann los, auf 4500m hinauf zur Grenze nach Bolivien. Ganz klar auf einer tollen Strasse, durch eine gnadenlos schöne Landschaft.  In Putre, auf 3800m übernachte ich aus zwei Gründen: 1. Akklimatisieren an die Höhe und 2. Nachttemperatur über null. Für die verbleibenden 40km bis an die Grenze brauche ich einen halben Tag. Da oben ist es so schön, dass ich gefühlte 20 Foto Stops einlegen musste.

 

Der Grenzübertritt zu Bolivien klappte dann recht gut. Vor mir ein Schlaumeier, welcher einen riesen 55 Zoll Flatscreen einführen wollte. Nur hatte er keine Quittung oder Garantieschein dabei. Bis sein Geschäft abgeklärt war, dauerte es gut und gern ¾ Stunden. In Bolivien wurde ich dann wieder auf den Boden der Lateinamerikanischen Realität zurückgeworfen. Ganz armselige Beizli, das Mittagsmenu für 22 Bolivianos, das entspricht Fr. 3.18!! Es gab, auf Tellern mit 28cm Durchmesser, eine Suppe, dann Reis, Pommes, und Fleischstückli und eine Inka Cola. Für meine erste Nacht, da oben auf 4200m, gehe ich in ein geheiztes Hotel. Da treffe ich auf Bergsteiger vom Bodensee, welche jeden Tag einen 5- bis 6000er besteigen.

 

Mein nächster Campingplatz befindet sich auf dem Parkplatz vom internationalen Flughafen von Ouro. Die nette Polizistin sagt, ich sei hier willkommen.  Am kommenden Morgen, klopft der Flughafendirektor persönlich an meine Türe. Ob ich gut geschlafen hätte? Heute sei der 50 Geburtstag des Flughafens, es gäbe eine heilige Messe und er lade mich herzlich dazu ein! Ich erzähle ihm, dass ich von Kloten komme und dort auch ein internationaler Flughafen, mit einer grossen Feuerwehr, sei. Ja die Feuerwehr sei für ihn das Wichtigste. Nur hätte er vergeblich um Ergänzung der zwei Atemschutzgeräte hier gekämpft. Mit diesem Spruch hat er natürlich mein Herz im Sturm erobert. Gerne gehe ich an die Messe in der Wartehalle und sehe dort ALLE Flughafenmitarbeiter vereint. Zoll, Polizei, Feuerwehr, Turm, Gepäckabfertigung, Arzt, Putzpersonal, Büropersonal usw. Nach der Messe, musste der Priester noch die beiden Feuerwehrautos segnen. Ich gab dem Feuerwehr Kommandanten einen Batch der Klotener Feuerwehr und durfte vor dem grossen Flugfeldlöschfahrzeug und der gesamten Mannschaft auf Foti.

 

Die nächste Station war der Camping in Chochabamba. Da war mal ein pensionierter Feuerwehrmann aus Seattle, Washington State, welcher seit zwei Jahren Spanisch lernt. Weiter lernte ich Angelika und Erwin aus Deutschland kennen. Die Beiden sehen in Deutschland so schwarz, dass sie in Bolivien ein zweites Standbein einrichten. Mit ihnen gehe ich beim Italiener eine wirklich gute Pizza essen. Weil am Sonntag in Bolivien Präsidentschaftswahlen sind und Niemand Autofahren darf, bleibe ich einen dritten Tag.

 

Mein nächster Halt ist auf dem Camping in Sucre. Abends kommt Luis, der Sohn des Besitzers vorbei. Er spricht deutsch, weil er in Hamburg studieren konnte. Heute ist er Dozent an der hiesigen Hochschule. Ich spreche ihn auf die lauten Knaller an. Nun ist sein politischer Geist aktiviert! Das seien die Krawalle wegen der Wahl von Evo Morales, dem bisherigen Präsidenten. Er erklärt mir die krummen Touren, welche dieser Mensch anwendet, um Recht zu seinen Gunsten umzubiegen. Er hätte sogar fremde Armeen, um gegen die Demonstranten vorzugehen, einfliegen lassen! Wir diskutieren angeregt über das Wesen einer direkten Demokratie und kommen zum Schluss, dass die Bevölkerung in Bolivien leider nicht über das nötige Wissen dazu verfügt.  Der Wahlzettel bestand übrigens aus Portrait Fotos der Kandidaten mit einem Kreis darunter für den Fingerabdruck des Wählenden!

 

Nach Potosi, der weltweit höchst gelegenen Grossstadt auf 4000m, ereilt mich der Plattfuss Nr. 9!  Missmutig montiere ich wieder einmal das Reserverad. Am nächsten Morgen fahre ich nach Potosi zurück. Da gibt es nämlich eine ausgewiesene Reifenwerkstatt. Nur sind in Potosi auch Krawalle und grosse Teile der Stadt sind für den Verkehr gesperrt. Zum Glück jedoch komme ich ungehindert bis dahin. Die Untersuchung des platten Reifen gibt einen niederschmetternden Bericht:  Es handelt sich um ein Billig Pneu aus China. Der in der Seitenwand einvulkanisierte Batch hat nicht gehalten. Dort dürfe sowieso nie ein Batch montiert werden, das sei lebensgefährlich! Also muss nun ein neuer Reifen her! Die Mechaniker schwingen sich auf einen Töff, denn mit dem Auto kommt man wegen den Krawallen nicht zum Pneuhändler. Und der hat keinen Reifen mit den richtigen Dimensionen. In der Werkstatt haben sie einen Reifen, der etwas grösser ist. Nur dann wird der Bordcomputer falsche Drehzahlen bekommen und das ABS und die Vierradsteuerung wird nicht funktionieren. Also entschliesse ich mich, alle vier Pneu zu ersetzen. Um zu bezahlen, brauche ich cash, 3500 Bolivianos, entsprechend Fr. 505.00. Nun starte ich, begleitet vom Garagenbesitzer eine Odyssee um Geld zu beschaffen.

  1. Station: Bankomat. Da kommt kein Geld raus. Entweder kaputt oder leer. Bei diesen Kravallen kann ja auch kein Panzerwagen frisches Geld bringen
  2. Station: Bank. In der Bank gibt es aus Prinzip kein Bargeld gegen Kredit- oder Bankkarten. Es gäbe dafür die Bankomaten -haha-.
  3. Station: Hotel. Die haben Kartenlesegeräte, also von meiner Karte einen Bezug machen und cash auszahlen. Das geht nicht, weil dieser Vorgang wegen dem Beleg gebucht werden muss. Da werden die Steuern fällig und der Buchhalter kann das nicht händeln
  4. Station: Nationalbank mit Beziehungen. Gemeines Detail: Die BNB liegt 300 Höhenmeter weiter oben im Sperrbezirk. Also zuerst 2km, schwer keuchend in der dünnen Luft, da hinauf. Und OH WUNDER, es ist möglich! Der Elektriker schaltet extra eine RJ45 Datenleitung zur Direktorin und richtet ein Legegerät ein. Nach Vorlage meines Schweizer Passes, durfte ich dann 4000 Bolivianos (Swiss Banker Traveler Card) eintippen. Und nochmals OH WUNDER, die Überweisung hat innert Sekunden geklappt! Nun also nur noch zum Auszahlungsschalter und ich habe nach 2 mühsamen Stunden das nötige Bargeld!

 

Nun durfte ich mich auf die Salar de Uyuni, also den Salzsee der etwa halb so gross wie Schweiz ist, freuen.

 

Zwei Tage später komme ich also am Rand dieses Naturwunders an. Zuerst senke ich den Druck in den Reifen auf 2 Bar und fahre dann keck auf die schneeweisse Fläche. Eigentliche Strassen gibt es da nicht. Man kann einfach einen Kurs, wie ein Schiff, auf der topfebenen Fläche fahren. Ich habe ja GPS, also kein Problem. Das Licht ist da so hell, dass es selbst mit der Sonnenbrille blendet. Die Berge im Hintergrund erscheinen spiegelnd blau in der flimmernden Luft. Hie und da sieht man andere Fahrzeuge am Horizont. Ich lasse mein Auto einfach auslaufen und bleibe an einem Punkt X stehen. Jetzt erlebe ich das Schauspiel der untergehenden Sonne: Der eigentliche Sonnenuntergang ist in etwa gleich wie am Meer. Aber nachher wird das Licht GOLDEN. Die geometrischen Strukturen des Salzes leuchten goldgelb. Am Horizont wechseln die Farben: Gelb – orange- rot – violett – türkisblau – dunkelblau – schwarz. Es hat keinen Wind, keine Tiere, einfach Nichts. Es ist still. Grundrauschen ca. 5dBa von meinem Atem und Herzschlag. Ich darf das dritte Mal in meinem Leben so eine stille, ja fast heilig, sakrale Nacht erleben! Ich denke, dies wird das stärkste Erlebnis in diesem Jahr gewesen sein.

 

Am neuen Tag darf ich noch eine scharf gezeichnete Mondsichel im violetten Schimmer der aufgehenden Sonne sehen.

 

Wieder auf dem normalen Boden angekommen, müssen nun die Reifen wieder aufgepumpt und das Auto entsalzt werden. (Car Wash)

 

80km vor der Grenze zu Argentinien finde ich, in Tupiza, wieder ein Camping. Der Besitzer arbeitete in der dortigen Uni, ist hellwach und interessiert. Ich unterhalte mich lebhaft mit ihm und geniesse diesen Gedankenaustausch. Ich bleibe auch da einen weiteren Tag und gehe auf den Markt zu einkaufen. Da findet man alles. Ich brauche Lein um den Tisch im Bus zu reparieren, Champignons und Sauerrahm für den Risotto zum Z’Nacht. Der Metzger spricht mich an und will Bilder von der Schweiz sehen. Mit dem Handy heutzutage kein Problem. Die Frau im kleinen Laden zaubert eine Büchse Champignons und Sauerrahm untdr dem Tresen hervor.  «Natürlich» hat sie auch einen Globus im Gestell und so kann ich ihr, mit meinem Spanisch und Handzeichen, meinen Traum jünger zu werden, erklären.

 

Dann noch einen Morgen lang 80km fahren, mein Geld in Argentinische Pesos wechseln und ab über die Grenz Brücke nach Argentinien.